ein Vortrag von Reinhilde Burg, Aspirantin Zertifikat 1
Trilogos Vortragsabend am Freitag, 12. März 2004 mit Reinhilde Burg, Aspirantin Zertifikat 1
"Die Wolfsfrau " von Clarissa Pinkola Estés
Die Referentin, Reinhilde Burg, wählte für Ihren Vortrag ein zumindest dem Namen nach bekanntes Werk mit sehr vielen Seiten. Es war deshalb auch nicht einfach, das Wesentliche dieses Buches in ein Referat zusammenzufassen. Nicht umsonst besteht die den Vortrag begleitende Trilogos Abhandlung aus 30 klein bedruckten Seiten.
Das Buch der "Wolfsfrau" ist das Erstlingswerk einer Frau, mit ungarischen und mexikanischen Wurzeln, die in den USA lebt. Sie ist Psychologin, Anhängerin von C.G. Jungs Lehren.
Das Buch erschien 1992. Sie erzählt in Ihrem Buch Geschichten aus vielen Regionen der Welt und analysiert diese mit ihrem Sachverstand. Der einzige rote Faden des Buches sind die Geschichten, ansonsten unterteilt die Referentin dieses in 14 Kapitel, die jeweils ein komplexes psychologisch-geistiges Thema behandeln.
1. Das Geheul
In der Geschichte La Loba - die Wölfin- erzählt sie, wie jeder Tote Knochen eines Wolfes Stück für Stück von jedem selbst wieder zusammengetragen werden muß und versinnbildlicht damit die Auferstehung der eigenen inneren wilden Frau. Sie schaut dabei jeden Lebens-und Seelenaspekt an und erweckt ihn zu neuem Leben. Sie unterscheidet dabei nicht wie bei der Trilogos Lehre unter Instinkt, Intuition und Inspiration , sondern redet komplex von der inneren Welt .
Es ist gemäss ihr immer wieder möglich, dass eine zutiefst verletzte Seele wieder gesundet und uns hilft, im Alltag wunderbar gute Ergebnisse oder Arbeiten hervorzubringen.
2. Auf den Spuren des Eindringlings
Mit dem Märchen des Grafen Blaubart erklärt sie uns, dass in jedem von uns und in allem immer auch ein dunkler Aspekt vorhanden ist und auf der Lauer liegt. Uneingeweihte Seelen erkennen oft dieses dunkle noch nicht und geraten so in unangenehme Lebensphasen. Die Wissbegierde wird durch den Schlüssel dargestellt . Wenn er mal gedreht wurde, bleibt der geöffnete Horizont für immer weit und kann nicht wieder geschlossen werden.
3. Die Tatsachen herausfinden
Mit der Geschichte "Die Puppe in der Schürze" vererfolgt Clarissa Pinkola-Estes die verschiedenen Phasen in die Einweihung in die weibliche Intuition. In unserer westlichen Zivilisation ist der grösste Teil des früher intuitiv ubermittelten Wissens verlorengegangen. Wir müssen also neu lernen, die in uns schlummernde Intuition wieder zu entdeckten und nutzen zu lernen.
4. Partner - Vereinigung mit dem anderen
Die afrikanische Geschichte von Manawee beschreibt die Innen- und Aussenwelt der Frau als " Zwillinge". Oft will der Partner einer Frau nur einen Aspekt dieses Zwillingspaares kennenlernen und zwar nur seine äusserliche Seite. Besser wäre es für ihn jedoch, wenn er auf beide Seiten eingehen würde, denn dadurch kann auch der Mann an seine eigene vollständige Größe herankommen. Naturgegeben sind Mann und Frau offensichtlich vom Aufbau ihres Innern her sehr verschieden.
5. Auf der Jagd, das Herz des einsamen Jägers
In der Geschichte der Skelettfrau beschreibt die Autorin den Kampf durch den Prozess Leben - Tod - Leben in Beziehungen beruflicher und privater Art. Sich darauf einzulassen führt zu langlebigen, immer intensiveren und tiefen Beziehungen. Heute sind diese kurzlebiger geworden, man gibt schneller auf anstatt sich durch die Probleme durchzukämpfen.
6. Zum richtigen Rudel finden - Zugehörigkeit als Segen
Die Geschichte vom hässlichen Entlein ist vielen bekannt. Man fühlt sich als das falsche Tier in der falschen Familie und weiss nicht, wie und wann man an den passenden Ort kommt. Manchmal kann es auch ein Segen werden, wenn man die Antwort nicht findet. Wenn ich äusserlich unglücklich bin, widme ich mich mehr meinem Innenleben zu und werde so eine starke Frau. Die grosse Schwierigkeit des Durchhaltens besteht allerdings darin, dass der Schwan nicht weiss, dass er ein Schwan ist und somit sein Ziel nicht sehen kann.
7. Körperfreuden - vom wilden Fleisch und Körpersprache
Hier geht es nur um Äusserlichkeiten. Als Beispiel für deren Negativauswirkungen seien genannt Bulimie und Magersucht. Die Frau will schön schlank und attraktiv wirken, aber innerlich stimmt einiges nicht und sie fühlt sich oft sehr schlecht. Die Rückbesinnung und Wertschätzung auf die wahren Sinne und Zwecke unseres Körpers als Ausdrucksmittel von Geist und Seele in dieser materiellen Welt ist eine dringende Aufgabe.
8. Selbsterhaltung
Das Märchen "die roten Schuhe" ist blutrünstig und stellt die Triebe dar und ihre Verhaltensschemen. Nach einer oder mehreren meist schmerzhaften Suchtheilungstherapien muss der Mensch nicht nur innerlich heilen sondern auch sein Umfeld muss sich er ändern oder anpassen. Die Instinkte benötigen einige Zeit, um wieder zu heilen. Trockene Alkoholiker haben auch nach der Heilung dauerhafte Nachwirkungen.
Alleine bis zur Erkenntnis, eine ausgetrocknete, süchtige Frau zu sein, dauert es lange. Zunächst werden viele Anpassungsmanöver und Kompensierungs-massnahmen ausprobiert, bis schließlich die ehrliche Selbsterkenntnis die Umkehr möglich macht und viel Arbeit beinhalten.
9. Der Heimweg - Rückkehr zum Selbst - Interaktion zwischen Innen und Aussenwelt. Die Geschichte vom Seehundfell schildert, was mit dem Menschen passiert, wenn er nur im Aussen lebt, also nur Zeit findet für Arbeit, Sport, Vergnügen, Genuss und Hektik. Wenn man sich lange Zeit nie dem Inneren widmet, kommt es zur Austrocknung der sprudelnden Lebens- und Vitalquelle. Energie und Ideen sind keine mehr vorhanden. Regenerieren können sich solche Menschen durch Gebete, Musizieren, Kunst in jeder Form und bewusstes und gewolltes Alleinsein um sich persönlich besser kennen zu lernen, und somit regelmäßig in die Innenwelt abzutauchen.
10. Klare Gewässer
Die Geschichte La Llorona oder die weinende Frau hat die Kanäle ihrer Kreativität verstopft, hat keine neuen Ideen und kann nicht mehr kreativ sein oder der letzte Rest Impuls fehlt ihr.
Es braucht dann neue Inspiration, um konzentriert und organisiert die Kreativität wieder auf den Weg zur Materialisation bringen zu können. Die Konzentration spielt eine essentielle Rolle. Durch die Verschmelzung des weiblichen Intuitiven mit dem männlichen Rationalen entsteht eine kooperative Zusammenarbeit, die benötigt wird um der Kreativität den Weg in die Außenwelt zu ermöglichen.
11. Hitzezeit
Die drei Geschichten Demeter, Coyote Dick und Ein Staatsbesuch in Afrika geben durch ihre schlüpfrige, komische Art einen spielerischen und lockeren Weg, die Einblicke in ein möglicherweise zu korrigierendes Sexualleben oder in blockierte Chakren, welche die Sexualität betreffen. Es wird versucht, eine gewisse Verkrampfung wieder aufzubrechen.
Für die Jugendlichen ist der sexuelle Aspekt nicht so toll, weil jetzt alles erlaubt ist, nichts zu ungewöhnlich ist und überall darüber zu lesen ist. Dies führt dazu, dass sehr viele Junge wieder früher heiraten und ihnen Treue und Ehe wieder wichtig wird.
12. Das Territorium markieren - die Grenzen des Zorns erkennen (Gefühle)
Anhand der Geschichte "Der Kragen des Bären" oder "die verdorrten Bäume werden der Zorn und dessen Vergebung analysiert. Gerechter Zorn ist wichtig, aber man sollte sich “soziale” Wege kreiieren, wie man Zorn generell ausleben kann, z.B. Denkmäler bauen für alles was einem weggenommen wird wie etwa ein gewisser Stein im Garten . Alten Zorn sollte man ablegen wie alte Kleider, und der verursachenden Person schließlich vergeben um wirklich davon zu heilen. Heisst es doch in der Bibel sieben mal siebzig Mal sollt Ihr vergeben.
13. Unselige Geheimnisse - der Narbenklau
In der Geschichte "Die Frau mit dem Goldhaar" wird nach Aussen projiziert, also das sogenannte Bpssergewand angezogen. Anstatt unser verletztes Terrain nicht mehr zu betreten, kleben wir eine Problemzeichnung klar sichtbar an die Wand, um es dauernd betrachten zu müssen. Früher beichteten die Katholiken und lösten sich von Ihrem Problem, heute outet man sich.
14.Der La Selva Subterranea - die Einweihung in das Untergründige
Durch die Geschichte "die Jungfrau ohne Hände" durchlebt man den Initiationsweg, der jedoch nicht umsonst zu haben ist. Man durchlebt, durchwandert und durchleidet ihn. Scheibchenweise kommen wir in eine andere Dimension. Dies führt eventuell auch dazu, das mittlerweile so viele Leute alleine leben, ob gewollt oder ungewollt.
Reinhilde Burg schaffte durch Ihre konzentrierte Arbeit, uns den Inhalt von fünfhundert Buchseiten in gekürzter Form in einem neunzigminütiges Referat näher zu bringen. Ich habe versucht, diesen auf drei Seiten zu reduzieren und hoffe, dass diese Zeilen Sie dazu motivieren, die dreissigseitige Trilogos Zusammenfassung oder sogar das komplette Buch zu lesen.
Der nächste Vortrag im TRILOGOS findet am Freitag, den 2. April 2004, 19.30 Uhr an der Bergstrasse 2a in Küsnacht statt. Sind Sie auch mit dabei? Wir freuen uns, Sie kennen zu lernen oder auf ein Wiedersehen