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Elementi 03: Ebbe und Flut

Aus theo-"logischer" Sicht - von Pfarrer Hardy Bösch

Ebbe und Flut sind die beiden gewaltigsten Strömungen in allen sieben Meeren unseres Planeten und es gibt keinen Tropfen Wasser im ganzen Ozean, der ihnen nicht gehorchte. Viermal täglich wechselt die Richtung und zwar so regelmässig, dass man Ebbe und Flut auf die Minute genau für jeden Punkt der Meeresküsten zum voraus berechnen kann. Milliarden von Fischen, Sand- und Seetieren sind auf diesen Gezeitenrhythmus eingestellt. Aber auch die stolzesten Schiffe müssen darauf Rücksicht nehmen, wenn sie nicht plötzlich im Schlamm stecken bleiben oder in der Brandung zerschellt werden wollen.

Ebbe und Flut, ewig wechselnd, bestimmen den Fahrplan der Schiffahrt, bestimmen die Lösch- und Ladezeiten in den Häfen, beeinflussen die Zubringerdienste und Abtransporte, kurz: den Grossteil unseres Verkehrs- und Wirtschaftslebens. Bedenkt man weiter, dass wir gegenwärtig in einer Phase der Rezession sind, nachdem wir jahrelang Zeiten der Hochkonjunktur genossen, dann darf man wohl sagen, dass auch in diesem Sinne Ebbe und Flut unser Leben bestimmen bis in unser Portemonnaie hinein. Sogar im geistigen Bereich, in den Wissenschaften und Künsten, in politischen und kirchlichen Belangen gibt es abwechselnd immer wieder Perioden der Stille und des Sturms, der Entwicklung und Erstarrung, des Fortschritts und des Rückschritts. Sitzt man im Wellental, dann mag es darum tröstlich sein, wissen zu dürfen, dass es bald wieder aufwärts gehen muss, weil ja gilt, was schon im Alterum Heraklit erkannte: “Alles fliesst; nichts ist beständiger als der Wechsel.”

Das Erstaunlichste ist aber zweifellos, dass diese unaufhörliche Bewegung aller Dinge keineswegs durch irdische oder gar menschliche Mittel und Mächte hervorgerufen wird, sondern durch kosmische Kräfte. Ebbe und Flut sind die Reaktion der beweglichen Gewässer des Meeres auf die Zugkraft des Mondes und der Sonne. Dort oben in den Gestirnen wird unser irdischer Fahrplan bestimmt. Die Bibel geht allerdings noch einen Schritt weiter und betont: Auch diese Gestirne unterliegen der Macht und Weisheit ihres Schöpfers; denn “Gott ist's, der regiert, der das Zepter führt.” Sehr schön, kurz und prägnant, heisst es schon im 93. Psalm: “Die Wasserwogen im Meer sind gross und brausen mächtig; der Herr aber ist noch grösser in der Höhe.”

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