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Elementi 05: Irren ist menschlich

Reihe von Robert Pleich

Diese Überschrift erscheint manchen vielleicht banal und trivial. Und doch beschreibt sie eine grundlegende Erkenntnis. Einige Menschen, die sich weiterentwickeln wollen, ziehen daraus den folgerichtigen Schluss: Ich muss lernen, Irrtümer zu erkennen. Aber genau das erfordert viel Übung und auch Nachsicht mit sich selbst. Um das Erkennen eines Irrtums nicht zu unangenehm werden zu lassen, empfehle ich eine hohe Dosis Humor. Das Lachen befreit und kann genau die Kraft freisetzen, die die notwendigen Korrekturen durchzuführen erleichtert. Manchmal können Irrtümer sogar zu sonderbaren kreativen Entwicklungen führen. Hier zwei Beispiele aus der ”exakten” Wissenschaft: Ein simpler Tippfehler in der Analyse von Spinat hat dessen angeblichen Eisengehalt verzehnfacht. Die Veröffentlichung dieses falschen Ergebnisses bescherte uns Popeye the Sailor und Generationen von Kindern, denen der ach so gesunde Spinat aufgezwungen wurde. Trotz vieler korrigierender Veröffentlichungen hält sich dieser Irrtum bis heute.

Ein anderer Irrtum folgte einem der grössten Triumphe der Astronomie. Aus Störungen in der Bahn des Planeten Uranus berechnete man den Ort eines weiteren Planeten. Und wirklich: Genau am vorhergesagten Ort fand man den Planeten Neptun. Auch der sonnennahe Merkur weist Bahnstörungen auf. Also lag auf der Hand daraus den vermuteten Verursacher, den Planeten Vulkan, zu berechnen. Die Überzeugung der Astronomen, dass dieser Planet existieren musste, war so gross, dass man ihn nicht nur benannte, sondern auch 23 mal ”fand”. Erst Einstein konnte beweisen, dass sich die Bahnstörungen des Merkur durch die Sonnennähe allein vollständig erklären lassen.

So neigen nicht nur Wissenschaftler sondern alle Menschen dazu, das zu glauben, zu sehen und zu fühlen, was sie glauben wollen. Und wie angenehm erscheint es uns, einen vertrauenswürdigen Lehrer, Experten, oder Guru und ein Umfeld von (leicht-) gläubigen Menschen zu finden, die unserer Seele wohltun und auf menschliche Grundfragen freundliche Antworten bereithalten. Eine immer grösser werdende Anzahl von Menschen wählt diesen Weg und gibt damit die Verantwortung für das eigene Leben und Denken ab. Jedes wissenschaftliche oder skeptische Denken erscheint diesen Menschen immer mehr als arrogant, dogmatisch, herz- und rücksichtslos. Genau das vermitteln leider manche konservative Wissenschaftler und selbsternannte ”Experten”. Für diese gibt es nur zwei Meinungen: Ihre und die Falsche.

Andererseits bietet das neugierige, vorurteilslose Überlegen von plausiblen Erklärungen für phantastische Phänomene oft einen ”Werkzeugkasten” an, der gegen gerade moderne negative Utopien und Verschwörungstheorien (z.B: in den Mysteryfernsehserien Akte X., Dark Skies, PSI Faktor...), gegen falsche Heilsbotschaften und Selbstbetrug schützt. Und immer wieder sind einige Fragen der wichtigste Ansatzpunkt für nicht immer leicht zu findende Antworten. Um ein gesundes Mass an Skepsis zu erlernen und zu beherrschen, braucht man keinen akademischen Titel. Eine Einstellung wie man sie etwa einem Gebrauchtwagenhändler und seinen Geschichten entgegen bringen sollte, ist jedem Menschen möglich.

Auch wenn man sich für eine Glaubensrichtung entscheidet und sie zu seiner persönlichen Gewissheit macht, so sollte man zeitweise doch innehalten, dem Zweifel ein bisschen Nahrung geben und sich trauen ein paar ketzerische Fragen zu stellen. Nicht um sich selbst oder andere zu verletzen, sondern um eine persönliche Weiterentwicklung einzuleiten oder zumindest möglich zu machen.

Aber ich kann mich ja irren...

Bei Fragen, Anregungen oder Einwänden würde ich mich über ein Kommentar sehr freuen!

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