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  • Elementi 14: TRILOGOS Forum - Irren ist menschlich

    von Robert Pleich / Missverständnisse

    Wenn Sie das beigefügte rasterähnliche Bild vergrößern, dann sehen Sie nicht nur die weißen Schnittpunkte des Gitters, sondern auch schwarze Punkte, die sofort verschwinden, wenn man versucht sie zu fixieren. Sind diese geisterhaften schwarzen Punkte real?

    Um solche und ähnliche Fragen überhaupt diskutieren zu können, hat man in den vergangenen Jahrhunderten die (Natur-)Wissenschaften entwickelt. Einer der größten Vorteile der wissenschaftlichen Methode stellt die genormte gemeinsame Sprache der Wissenschaftler dar. Meist wird diese in Form von genau definierten (mathematischen) Formeln verwendet. So können Wissenschaftler sicher sein, Mißverständnisse möglichst zu vermeiden.

    Auch die Begriffe in wissenschaftlichen Fachsprachen sind klar beschrieben und definiert. Es zeigt sich, daß in der populären Literatur verwendete Schlagworte oft mißbrauchte physikalische Begriffe sind. «Strahlen» bedrohen oder heilen uns. Mit «Tachyonen» kann man Dinge aufladen. Höhere «Dimensionen» sind die Heimat von allerlei Geistern. «Schwingungen«, «Frequenzen» und «Vibrationen» beschreiben spezielle «feinstoffliche» Zustände. Und der kleinste Sprung, der in der Natur überhaupt möglich ist, nämlich der Quantensprung, wird in der Umgangssprache zu einem gigantischen Phänomen umgedeutet.
    Besonders beliebt ist der Begriff «Energie». Er ist so etwas wie ein Joker im Kartenspiel. Auch unbekannte oder schwer verständliche Worte, wie z. B. das chinesische Chi oder Qi, werden in Verbindung mit Energie fast allgemein akzeptiert. In der Kombination als «Qi-Energie» meint jeder zu wissen, was es bedeutet, oder?

    Zu der babylonischen Sprachverwirrung kommt noch ein Schuß Geschäftemacherei hinzu. Viele Schriftsteller nutzen mangelndes Wissen und Leichtgläubigkeit ihrer Leserschaft, um mit Hilfe komplizierter, aber vertraut klingender Worte, wie z. B. «Quantenbewußtsein», eine Seriosität vorzutäuschen, mit der fast Beliebiges einem suchenden Publikum unterschoben werden kann. Manche der pseudowissenschaftlichen Wortschöpfungen sind recht kreativ: Da liest man staunend von «multidimensionalen Bewußtseinsfacetten«, «universellen Hologrammen», «Resonanzen von Feldebenen» etc. etc.

    Wie kann man sich als Nicht-Wissenschaftler gegen diese Problematik schützen und entscheiden, ob hinter den Worthülsen entweder Brauchbares oder nur die im Bild dargestellten «schwarzen Punkte» stecken?

    Alle mir bekannten Überprüfungsmethoden, wie z.B. die Suche nach alternativen Beschreibungen, sind leider zeitaufwendig und arbeitsintensiv. Wir haben die Tendenz, an der erstbesten Idee, die uns gefällt, hängen zu bleiben. Eine Auslese unter mehreren Meinungen hat eine viel bessere Chance, die richtige Lösung zu sein.

    Natürlich können Sie die Mühen der vernünftigen Bewertung auch umgehen, indem Sie andere Menschen ihres Vertrauens diese Arbeit machen lassen, und deren Meinung dann übernehmen. Allerdings soll es auch schon Experten, Meister und Gurus gegeben haben, die ihre Anhänger wissentlich oder unwissentlich auf diverse Holzwege geführt haben. Denn auch sie können irren...

    Ich würde mich freuen, wenn Sie mich für Fragen und Anregungen unter der Mail-Adresse robert.pleich [at] onlinehome.de kontaktieren.

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