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Elementi 42: TRILOGOS Spezial - Wie Fische im Wasser

Präsentation am Modular Festival 2009 / Augsburg

von Stefanie Sixt /SixtSense (D)

Im Rahmen des Modular Festivals 2009 in Augsburg konnte ich in der Moritzkirche meine Installation "Wie Fische im Wasser" präsentieren.

Fast wie in einem Aquarium konnten sich die etwa 1000 Besucher fühlen. In der Apsis hinter dem Altar waren auf drei Leinwänden Aufnahmen von Fischen und Meerestieren zu sehen. Gedreht wurde das Material von Carl Finkbeiner, einem international ausgezeichneten Kameramann aus Berlin (u.a. Tatort), in Costa Rica und Ägypten.

Zum anderen ist die Installation "Wie Fische im Wasser" eine meditative Reise in die Tiefen des Meeres, begleitet von Meerestiergeräuschen und Ambient Sounds. Sie nimmt Bezug auf die mythologische Bedeutung des Fisches und Wassers in den unterschiedlichen Religionen. Psychologisch betrachtet ist die Erkundung des Meeresgrundes die Suche nach dem Selbst und die Entdeckung des Unbewussten – eine Annäherung an die power unseres PsyQ (individuelle Mit-Schöpferkraft), die wir im Trilogos ja alle bereits kennen gelernt und entdeckt haben. Oder Sie etwa noch nicht?

Nur wer sich selbst erkennt kann im Ganzen wirken.


HINTERGRUND

WASSER

Das Wasser ist das Symbol des Lebenskreislaufes schlechthin. Im Anfang des Flusses - der Quelle - ist bereits sein Ende - die Meeresmündung enthalten. Es wandelt sich vom flüssigen, gebundenen Zustand in den immateriellen, gasförmigen, um wieder auf die Erde zu regnen und sich neu zu sammeln. Es ist der Rohstoff, der unser Leben erhält, es ist flüssiges Gold.

Darüber hinaus hat Wasser eine stark mythologische Bedeutung: Im christlichen Glauben ist das Wasser bei der Taufe Symbol für den Tod des Geistes, um den Heiligen Geist einzuladen. In Indien bekommen die Menschen bei ihrer Geburt und bei ihrem Tod einen Tropfen des Ganges in ihren Mund geträufelt, das Bad in ihm reinigt von Sünden und erteilt Absolution. Der Quelle in Lourdes werden heilende Kräfte zugeschrieben, von der katholischen Kirche wurden 67 als Wunderheilungen anerkannt. Im Islam geht die rituelle Waschung dem Gebet voraus.

Auf Tiefenpsychologischer Ebene entspricht das Wasser dem Unbewussten. Es steht für die Suche nach tieferer, innerer Wahrheit.

FISCHE

Zu den am wenigsten erforschten Gebieten dieser Erde zählt das Meer mit seinen endlos scheinenden Grundflächen. Ein Ökosystem, das sich in großer Gefahr befindet. Je tiefer man in das Meer vordringt, desto filigraner wird der Körperbau der Fische. Es kommt oft vor, daß Tiefseefische aufgrund ihrer Konstitution und des hohen Wasserdrucks zerquetscht werden.

Betrachtet man einen Fischschwarm, so ist bis heute nicht geklärt, wie die Kommunikation untereinander funktioniert, wie es möglich ist, daß der gesamte Schwarm von einer Sekunde auf die andere seine Richtung wechselt. Phänomenologisch betrachtet scheint er durch ein unsichtbares Band verbunden.

FISCHSYMBOLIK

Bekannt ist der Fisch als Bildmotiv der frühchristlichen Kunst. Es ist eines der ältesten Erkennungszeichen der Christen untereinander. Das Wort Fisch heisst im Griechischen “Ichthys”, das “Iesus Christos Theos Yos Soter” bedeutet (Jesus Christus, Gottes Sohn, Retter).

Daneben ist der Fisch das Symbol für die Sehnsucht nach dem Einswerden mit dem Unterbewussten, der Fischleib das Bild für den Wunsch nach der Rückkehr in den Mutterleib, bzw. der “Gefängnisraum der Verzweiflung”. Erst wenn der Mensch zu dem geworden ist, was er wirklich ist, kann er zum wahren Christen (einer eigenen Persönlichkeit) werden (Interpretation des Buches Jona von Drewermann).

Astrologisch betrachtet stellt das Tierkreiszeichen der Fische das Ende der Reise durch den Tierkreislauf dar. Das heisst, daß sich die Energie der Fische in der Materie löst. Es ist ein hochsensibles Zeichen, das von großer Ambivalenz zwischen Optimismus und Pessimismus getragen ist.

In China gilt der Fisch als Symbol für Reichtum.


TRIPTYCHON

Die Anordnung der Bilder in triptychonartiger Form verweist auf die Tradition der Darstellung christlicher Motive im Altarraum, bzw. in der Apsis von Kirchen.

LICHT

Das sich durch drehende Spiegelscherben punktuell wandelnde Licht erinnert einerseits an sich auf der Wasseroberfläche brechende Sonnenstrahlen, andererseits ist es in einem übergeordneten Sinn als Motiv für Lichtenergie/Spiritualität zu verstehen.

TON

Die Audiocollage vermischt original Wasser- und Meerestiergeräusche mit elektronischen und Ambient Sounds. Dabei verwässert die Grenze von künstlich zu real, wirkt elektronisches organisch und vice versa.

MESSAGE

Unser Wasser und die Meere sind stark bedroht. Mit der Installation möchte ich die Aufmerksamkeit auf die Schönheit, Vielfalt und Einzigartigkeit der Meere lenken. Der Betrachter wird über 20 Minuten in eine fremde und faszinierende Welt entführt, in der er nur Gast sein kann.

GOETHE

Goethe war bereits vor der Veröffentlichung der Evolutionstheorie Darwins der Auffassung, daß alles Leben aus den Meeren entstanden ist. So ist die Geschichte des Humunculus, der erst durch die Tiefen des Meeres muss, um zum Mensch zu werden im übertragenen Sinne auch als die Notwendigkeit zu verstehen, daß der Mensch erst dann ganz werden kann, wenn er sein Unbewusstes erfahren hat.


HOMMAGE AN GOETHE
FAUST II


...
Das Erdetreiben, wie´s auch sei,
Ist immer doch nur Plackerei;
Dem Leben frommt die Welle besser;
Dich trägt ins ewige Gewässer

Proteus-Delphin. Er verwandelt sich.
Schon ist´s getan!
Da soll es dir zum schönsten glücken:
Ich nehme dich auf meinen Rücken,
Vermähle dich dem Ozean.

THALES. Gib nach dem löblichen Verlangen,
Von vorn die Schöpfung anzufangen!
Zu raschem Wirken sei bereit!
Da regst du dich nach ewigen Normen,
Durch tausend, abertausend Formen,
Und bis zum Menschen hast du Zeit
Homunculus besteigt den Proteus-Delphin.

PROTEUS. Komm geistig mit in feuchte Weite,
Da lebst du gleich in Läng´ und Breite,
Beliebig regest du dich hier;
Nur strebe nicht nach höheren Orden:
Denn bist du erst ein Mensch geworden,
Dann ist es völlig aus mit dir.


HOMMAGE AN GOETHE
FAUST II


THALES. Heil! Heil! aufs neue!
Wie ich mich blühend freue,
Vom Schönen, Wahren durchdrungen...
Alles ist aus dem Wasser entsprungen!!
Alles wird durch das Wasser erhalten!
Ozean, gönn uns dein ewiges Walten.
Wenn du nicht Wolken sendetest,
Nicht reiche Bäche spendetest,
Hin und her nicht Flüsse wendetest,
Die Ströme nicht vollendetest,
Was wären Gebirge, was Ebnen und Welt?
Du bist´s, der das frischeste Leben erhält.

ECHO, Chorus der sämtlichen Kreise.
Du bist´s , dem das frischeste Leben entquellt.
 

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