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Elementi 16: TRILOGOS Forum - Irren ist menschlich

Reihe von Robert Pleich / Vernunft vs. Gefühl?

In der letzten Ausgabe dieser Rubrik (siehe Archiv) habe ich davon berichtet, daß in der Natur die schnelle Reduktion von Informationen auf das Wesentliche überlebenswichtig ist.

Nehmen wir nun einmal an, daß wir auf Grund von vorverarbeiteten Informationen eine Entscheidung treffen müssen, z. B. einen Hamburger zu essen oder nicht. In unserem Gehirn laufen nun eine Menge an durchaus widersprüchlichen Prozessen ab: Eher gefühlsmäßige Reaktionen (Geruch, Hunger ...) stehen eventuell im Konflikt mit eher rationalen Überlegungen (Übergewicht, Essensqualität ...).

So eine Art inneren Konflikt können Sie direkt experimentell beobachten: Vergrößern Sie das beigefügte Bild und versuchen Sie nur die Farben der Worte der Reihe nach laut auszusprechen. Also nicht den Text vorlesen, sondern die Farben aufzählen. Das erzeugt einen kleinen „Kampf“ zwischen linker und rechter Gehirnhälfte. Nur wenige Menschen können sich so stark konzentrieren, daß sie imstande sind, die Farben schnell und fehlerfrei aufzuzählen. Probieren Sie es einfach aus!

Innere Widersprüche und Irrtümer gehören zum Menschsein genauso dazu, wie auch viele Möglichkeiten, eben diese zu erkennen und mit ihnen zu leben. Ebenso wie die schnelle Mustererkennung bei Mensch und Tier, so ist auch die Fehlertoleranz eine angeborene Eigenschaft, wozu z.B. heutige Computer und ihre Software (noch?) nicht fähig sind. Deswegen führen schon kleinste Abweichungen von der vorgesehenen „Normalität“ zu Abstürzen oder gar Totalausfall. Eine unangenehme Parallele zum Computer hat der Mensch allerdings: Wird er mit falschen Informationen „gefüttert“, so ist es sehr wahrscheinlich, daß die Ergebnisse unvernünftig bzw. unsinnig sind.

Menschen der heutigen Zeit, die sich allgemein informieren wollen, verlassen sich zunehmend auf schnelle Medien, wie Fernsehen, Internet und Zeitungen. Dabei wird vergessen, daß die Berichte meist von Journalisten aufbereitet werden. Ich will jetzt nicht einzelne Fehleinschätzungen anprangern – das gehört zum irrenden Menschen dazu. Ich möchte auf ein zunehmendes Phänomen hinweisen, das man „Kaskadenirrtum“ nennen könnte. In früheren Zeiten galt die journalistische Sorgfaltspflicht und die Überprüfung von Quellen und Daten zum Handwerk jedes seriösen Journalisten. Heutzutage kann man sich das anscheinend nicht mehr leisten (Zeitmangel, Komplexität ...). Erscheint eine Sensationsmeldung, so wird sie von allen anderen Medien kopiert und eher noch dramatisiert. Der Effekt läuft wie beim Kinderspiel „Stille Post“, bei dem ein Satz reihum von einem zum anderen geflüstert wird. Am Ende ist die Anfangsinformation verfälscht und erheitert die Spieler. Man könnte diese Erheiterung übertragen und behaupten, daß die Wirklichkeit besser ist, als die Zeitungen uns weismachen wollen. Andererseits heißt das aber, daß man Medieninformationen immer weniger trauen kann. Denn auch Medien können irren...

Ich würde mich freuen, wenn Sie mich für Fragen und Anregungen unter der Mail-Adresse robert.pleich [at] onlinehome.de kontaktieren.

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