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Medialität und Schulpsychologie

Erschienen in Seminar-Szene, 2004

Ein Interview mit Linda Roethlisberger

Frau Linda Roethlisberger betreibt seit 17 Jahren Forschung über mediale Veranlagung, veröffentlichte den "Klassiker" unter den Büchern über die geistige Welt und leistete erhebliche Vorarbeit und Anerkennung durch die traditionelle Psychologie. 1990 gründete sie das Trilogos-Institut für Persönlichkeits- und Bewusstseinsschulung in Zürich. Heute gib es ausserdem einen Club, regelmäßig Vortragsreisen, Seminare und Veranstaltungen. Daneben betreibt sie einen regen Austausch mit Psychologen, Ärzten und verschiedenen Institutionen Europas. Im folgenden Interview beschreibt sie die neuesten Ergebnisse ihrer Arbeit und persönlichen Erfahrungen.

Frau Roethlisberger, Ihr Buch "Der sinnliche Draht zur geistigen Welt" erschien bereits vor neun Jahren - würden Sie das Buch heute genau so schreiben?

Es würden wichtige Erweiterungen hinzukommen und zwar die Methode, die sich aus der Trilogoschen Medialität entwickelt hat. Die sechs Lektionen der im "Sinnlichen Draht zur geistigen Welt" beschriebenen Ausbildungspraxis sind heute in meiner Wahrnehmungsschulung enthalten. Wer sich auf den Jahreskurs der Grundschulung einlässt der, der lernt die sogenannte Trilogische Medialität kennen.

Diese hat im Laufe der letzten 14 Jahre die Methode des sogenannten PSYQ entwickelt. Der PSYQ beinhaltet den bekannten Intelligenzquotienten IQ, den emotionalen Quotienten EQ und noch den SQ, den spirituellen Quotienten bzw. das Gewahrsein. Anders formuliert ist das "Ich denke" der IQ, die Gefühle sind der EQ und das "Ich glaube" der SQ. Die drei Selbstwahrnehmungen der Menschen ergeben den PsyQ, der mit meiner Methode trainiert werden kann und als Individuationsweg bzw. zur Selbstfindung einerseits und andererseits der Reflexion dient.

Hatten Sie einen besonderen Grund, warum Sie keine weiteren Bücher geschrieben haben?

Was das Veröffentlichen anbelangt, haben Sie völlig recht. Ich arbeite zur Zeit daran, in einer akademischen Sprache das Konglomerat von diesem PsyQ zu beschreiben und auch herauszugeben. Das wird allerdings ein vermutlich eher akademisches Publikum interessieren. Ich denke, dass diese Erforschung der esoterischen Welt auch sehr stark mit der Psychologe verbunden ist. Eine Psychoanalytikerin und Studentin von mir, Dr. Barbara Gissrau, hat eine Zusammenfassung geschrieben über die Identität des Selbstbildes, über die Entwicklung der Persönlichkeitsschulen, angefangen von Kohut, William James, C.G. Jung, Ken Wilber und anderen. Sie hat das alles mit mir in Verbindung gebracht und ist überzeugt, dass die mediale Schulung, wie ich sie in meinem Trilogos Institut anbiete, mit einem Individuationsweg zu vergleichen ist. Wer sich darauf einlasst, kann Freude bekommen am kreativen Denken, am vernetzten Denken, so wie die Medialität das eben macht.

Es gibt immer mehr junge Menschen, die ihre innere Heimat verloren haben, ihren inneren Selbstwert, ihre Selbstsicherheit ihr Selbstvertrauen, die all diese Urkräfte nicht mehr richtig wahrnehmen, spuren und nach aussen projizieren...

Mein Konzept der Trilogischen Medialität ist ja eigentlich ein Modell, dass drei Bewusstseinsebenen vernetzt. Das heisst, der Traumende setzt seinen Traum in Bezug zu seiner eigenen Psyche, Er kann sie aber auch in Bezug zur Psyche eines anderen Menschen setzen, das nennen wir dann in Trilogos die "psychische Medialität" oder er kann es in Bezug mm nicht-inkarnierten Bewusstsein setzen, das nennen wir dann "spirituelle Medialität". Das Verknüpfen dieser drei Ebenen ist wesentlicher Bestandteil unserer Schulung Es ist die Wahrnehmungsschulung, so wie wir es erkannt haben.

Dieses Konzept ist noch nicht veröffentlicht, weil ich zunächst meine Grundschulung über Jahre aufgebaut habe. Ich habe aber im Sinn, es jetzt in Angriff zu nehmen - ich war einfach sehr absorbiert von meinen Kursen, mit Beratungen usw. und hatte keine Zeit, weitere Werke zu veröffentlichen. Ich war auch nicht bereit dazu, denn in meine persönliche Entwicklung findet wieder ein großer Umbruch statt - wie das ja immer so ist ...

Ich freue mich, dass die auf den "Sinnlichen Draht" aufgebaute PsyQ-Methode jetzt an den Fakultäten entdeckt wird. In Wien z. B. hat sie gerade eine quasi erkenntnistheoretische Anerkennung bekommen, indem der erste Diplomand meine Methode mit seinem Thema vernetzt hat. Das erlaubt mir nun mehr Freiheit zu haben, diese Grundschulung zu veröffentlichen, loszulassen und mich auf die Ausbildungen zu konzentrieren.

Man kann bei mir auf dem "Sinnlichen Draht zur geistigen Welt" aufgebaute Schulungen machen: Es ist sozusagen das Schulbuch und wurde in die Welt gelassen, damit meine Studenten etwas in der Hand haben. Ich habe das Rad nicht neu erfunden, sondern habe höchstens die Symbolsprache als Schulfach in diesem Sinne neu konzipiert. Es ist für jeden Menschen möglich, diese Symbolsprache zu erlernen, zu schulen und zu entwickeln.

Was haben Sie vor Ihrer jetzigen Karriere gemacht?

Von Haus aus bin ich Lehrerin, war an einer Volksschule als Pädagogin angestellt und 12 Jahre lang als Lehrerin tätig. Parallel dazu habe ich als Kunstmalerin gewirkt: Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre habe ich als Kunstmalerin vor allem in Frankreich "Karriere" gemacht, wenn wir dieses Wort noch mal verwenden wollen.

Rückblickend denke ich, vor allem die Kunst - der Ausdruck, die Malerei, die Farben, Formen - war eine gute Vorbildung, um meine medialen Anlagen zu entwickeln. Durch dieses Talent - wie das Leben es so mit sich bringt - begegnet man in 30 Jahren auch den entsprechenden Leuten. Wahrend dem Lehrersein habe ich auch verschiedene Medien kennenlernt, verschiedene Parapsychologen und Forscher.

Durch persönlich Schicksalsschläge bin ich dann ganz krass und sehr klar auf diesen Weg geschubst worden: ich erlitt einen Autounfall, durch den ich eigentlich hätte sterben müssen. Es war ein Wunder, dass ich den überlebt habe und ist ein prägnantes Beispiel für das, was mich auf den Weg gebracht hat, um Bewusstseinsforschung usw. zu betreiben.

Ich habe mein Talent dann auch weiter gelebt und gesucht bei anderen Personen und Fachleuten wie z.B. Gordon Higginson, das war der Leiter eines wichtigen Psychic-College in England. Ich habe gemerkt, dass man das in Bezug zur Psychologie bringen muss und es entstand die Motivation, mein Trilogos Institut zu gründen, um als Beraterin, die ich eigentlich immer war und durch meine psychologisch-pädagogische Arbeit noch mehr Menschen begleiten und ihnen in der Persönlichkeitsbildung beistehen zu können. Und das habe ich anhand diesen, sage ich mal extravaganten - heute sage ich dazu lieber avantgardistischen - Themen gewagt, wirklich etwas Neues zu erfinden.

So langsam aber sicher bekomme ich jetzt die Anerkennung durch die klassische Schulwissenschaft im wahrsten Sinne des Wortes, auch durch Psychologen, die erkennen, dass das die jungen transpersonalen Forscher weiterführen können. Ich spüre, dass ich mein Werk noch nicht abgeschlossen habe, indem ich jetzt z.B. eine Biologin aus Berlin als Studentin im Trilogos Institut habe, die gerade ihre Dissertation mit dem PsyQ zusammen schreibt. Dann ist da noch ein Philosoph aus Wien der seine Dissertation mit meiner Methode verknüpft.

Es kann gut sein, dass es später mal ein Buch gibt, das jetzt nicht direkt mit dem "Sinnlichen Draht" zu tun hat. Aber die Fortsetzung in Form einer Ausarbeitung des Grundschulkonzeptes wird vermutlich demnächst in Angriff genommen werden.

Sie gingen mit Ihrer medialen Begabung die Öffentlichkeit und setzten sich damit Kritik und Ignoranz aus. Was bedeutet das für Sie?

 

Ich bin gläubig, und ich kann das ja mit meiner Methode, vor allem mit dem SQ verbinden. Aus subjektiven Sicht heraus habe ich das Gefühl, dass ich meine Pflicht zu erfüllen habe. Wenn ich die Öffentlichkeit aus persönlichen Gründen benutzen will oder muss und es in einem Rahmen stattfindet, der mit meinem Konzept übereinstimmt und ich es verantworten kann, dann habe ich nichts dagegen, auch diese Rolle zu spielen. Von meiner Persönlichkeit her bin ich nicht unbedingt auf Öffentlichkeit ausgerichtet oder strebe so etwas an. Im Gegenteil: ich bin froh, wenn meine Studenten Karriere machen! Ich habe bereits früher viel Bühnenarbeit gemacht, auch Öffentlichkeitsarbeit und ich habe mich auch den verschiedensten sehr kritischen Stimmen ausgeliefert. Das ist mir vollkommen egal, weil ich keine Probleme habe, zu mir zu stehen. Ich versuche, einfach kongruent zu bleiben. Natürlich löst das zum Teil auch Sturmwinde aus oder hat es ausgelöst.

In den letzten zehn Jahren ist diesbezüglich aber unglaublich viel Positives aufgewacht. Gerade im Gesundheitswesen gibt es immer mehr Therapeuten und Ärzte, die beginnen, diese esoterischen Gefilde mit einzubeziehen und zu integrieren, so gut sie können - aus ihren persönlichen Erfahrungen heraus und das sind doch schon grosse Fortschritte! Und die Kreise, in denen es noch verpönt ist, sind eine vielleicht notwendige Polarisierung. Das haben wir wie überall in der Welt: sobald irgendetwas sich entwickelt, ob es ins Licht geht oder in den Schatten - auch das möchte ich jetzt nicht bewerten oder beurteilen - dann gibt es eine Polarisierung und das löst immer etwas aus. Es ist notwendig und akzeptabel, denn sonst kann keine Transformation stattfinden.

Was würden Sie jemandem der sich überfordert fühlt und mit seiner medialen Begabung im Alltagsleben unseres Kulturkreises nicht zurechtkommt?

Das wäre ein gutes Argument, warum ich mir Mühe geben konnte, wirklich den Band 2 in Angriff zu nehmen und die Grundschulung zu veröffentlichen. Medial begabte Menschen haben wir ja viele, vor allem in den jungen Generationen. Ich arbeite auch in der Lehrerfortbildung und weiss von den aktuellen Problemen der heutigen Jugend in Europa: Es gibt mehr junge Menschen, die ihre innere Heimat - den Eigenantrieb - verloren haben, ihren inneren Selbstwert, ihre Selbstsicherheit, ihr Selbstvertrauen, die all diese Urkräfte nicht richtig wahrnehmen, spüren und nach aussen projizieren und dann nicht bereit sind, sich der Psychologie zuzuwenden. Da finde ich natürlich meine Grundschulung als geeignet, denn über diese Kommunikationsschulung oder diese Symbolische Kommunikation können sie ganz langsam dazu geführt werden, sich zu erden.

Natürlich sollte das mit Disziplin und auch mit einer angenehmen Begleitung erlebt werden können. Dadurch können sie dann auch den Mut bekommen, zu ihrer Wahrnehmungsfähigkeit oder guten Intuition stehen zu können. Aber da braucht es auch Übung, vor allem in pädagogischen Kreisen, die ja mit solchen Menschen konfrontiert weiden.

Immer mehr Psychologen spüren, dass es mediale bzw. sehr sensitive Menschen sind, die nicht in die Psychiatrie gehören und in dieser Hinsicht ja durchaus auch eine eigene Entwicklung zulassen könnte, um solche Menschen besser abzuholen und begleiten zu können. Das wird künftig ein wichtiges Thema sein.

Also Mut, zu sich selbst zu stehen um versuchen, so gut als möglich seine Wahrheit treu zu bleiben, das würde ich auf jeden Fall diesen Menschen empfehlen.

Unser regelmässiges PsyQ Training bietet ja auch ein hervorragendes Kontrollpodium der eigenen Wahrnehmung, der Intuition, der Selbsteinschätzung Damit sie aber keinen endgültigen Realitätsverlust erleiden, würde ich gleichzeitig eine normale Gesprächstherapie oder psychologischen Begleitung empfehlen, wenn sie sonst keinen anderen Lehrer finden.

Zum Abschluss würde ich gerne wissen, was wir von Ihrer Lesung in Darmstadt erwarten dürften.

 

Ich lasse mich von den Anwesenden leiten und spüre schnell, wenn ad hoc Fragen aufkommen. Ich werde nicht einfach stur eine halbe Stunde lang vorlesen und dann das Wort freigeben, sondern ich halte inne und die Teilnehmer können direkt auch persönliche Erlebnisse beitragen - ich finde das sehr wichtig. Selbstverständlich erzähle ich auch von mir. Alles, was sie wissen wollen, werde ich beantworten, aber ich gebe auch genug Raum, dass gerade auch die zu Wort kommen können, die medial sind und die noch nie jemanden gefunden haben, der sie versteht. Ich gehe auch gerne kurz auf sie persönlich ein - daher sind meine Lesungen immer sehr lebendige Abende. Unter Umständen können wir mit den Anwesenden auch noch eine Übung machen. Ich bin da sehr flexibel und möchte, dass alle wirklich begeistert nach Hause gehen.

Dann können wir uns ja auf einen spannenden Abend freuen - vielen Dank für dieses Interview.

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