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  • Elementi 22: TRILOGOS Spezial - Irren ist menschlich

    Reihe von Robert Pleich / Der "gesunde Menschenverstand"

    Das beigefügte Bild zeigt anscheinend den sportlichen Wettkampf zweier sehr unterschiedlicher Tiere. Fast alle Betrachter werden allerdings sofort an der Vertrauenswürdigkeit dieses Bildes zweifeln und (zu recht) an simple Bildmanipulation denken. Warum ist das so? Oft wird als erste Begründung der gesunde Menschenverstand angeführt. Dieses mächtige Kontrollinstrument sagt also, was richtig und falsch ist, und es funktioniert zumindest bei diesem Bild recht gut. Was aber ist der „gesunde Menschenverstand“?

    Nach einiger Überlegung und Recherchen stellt sich heraus, daß der gesunde Menschenverstand sich nicht so einfach erklären, geschweige denn definieren läßt. Er scheint eine wilde Mischung aus persönlichen Lebenserfahrungen, angenommenem (Schul-) Wissen und emotional gefärbten Plausibilitätsüberlegungen zu sein. Und „gesund“ ist er wohl nur deshalb, um klarzustellen, daß man abweichende Meinungen für krank halten muß. Ist der „gesunde Menschenverstand“ also gar nicht so vernünftig, wie er glauben machen möchte und eher dazu geeignet andere Meinungen zu unterdrücken?

    Nehmen wir ein anderes Beispiel: Den oft diskutierten „Elektrosmog“. Hier handelt es sich um unterschiedlich starke elektrische, magnetische oder elektromagnetische Felder, die als Nebenprodukt unserer heutigen Lebensweise entstehen. Seit vielen Jahrzehnten gibt es auch Untersuchungen zur Wirkung und eventuellen Gefährlichkeit dieser Felder. 
    (Wer sich näher damit beschäftigen möchte, dem sei folgender Link empfohlen: http://femu.de/ )

    Hier möchte ich nur auf einen Teilaspekt dieses umfangreichen Themas eingehen. Die Diskussion um den Elektrosmog gewann besonders durch die intensive Nutzung von Handys neues Gewicht. Ist es wirklich gefahrlos einen Sender (das Handy) so nahe am Kopf zu betreiben? Und wie steht es mit den immer zahlreicheren Funkantennen (Basisstationen), die die Handygespräche weitervermitteln müssen? Die Wissenschaft konnte bisher keine klaren Hinweise finden, daß die Benutzung von Handys zu erhöhter Gefährdung führt. Trotzdem ist noch vieles nicht untersucht und es tauchen immer wieder Berichte von gesundheitlich beeinträchtigten Personen durch diverse Funkwellen auf. Was rät uns also der „gesunde Menschenverstand“?

    Da an den Berichten ja doch etwas dran sein könnte, sollte man die Dosis der Strahlung möglichst gering halten. Dieser Annahme folgend verlangen viele Bürgerinitiativen, daß Basisstationen keinesfalls auf oder in der Nähe von Wohnhäusern aufgestellt werden sollen. Außerdem soll ihre Anzahl so weit wie möglich verringert werden.

    Leider ist hier der „gesunde Menschenverstand“ kein guter Ratgeber. Da eine Antenne (wie z. B. eine Basisstation) nach unten und oben praktisch gar nicht strahlt, könnte man z.B. einen Kindergarten dadurch schützen, indem man eine Basisstation auf das Dach stellt. Es ist auch eine Tatsache, daß die höchste Strahlendosis vom Handy am eigenen Ohr ankommt, wenn es versucht eine weit entfernte Basisstation zu erreichen. Daher ist es vernünftig, möglichst viele Basisstationen in der Umgebung zu verlangen, denn dann kann jedes Handy seine Strahlung stark herunterregeln (was alle heutigen Handys auch tun).

    Durch viele Proteste und weiterhin steigendem Bedarf an Basisstationen setzen die Betreiber zunehmend auf Unsichtbarkeit. Viele Kirchtürme enthalten schon starke Basisstationen, die mit kupferfarbenem Kunststoff verkleidet sind (Kupferbleche würden zu stark abschirmen). Auch künstliche Bäume werden schon eingesetzt, nur um dem Sprichwort „Aus den Augen, aus dem Sinn!“ zu entsprechen.

    Also Vorsicht mit Argumenten, die mit dem „gesunde Menschenverstand“ begründet werden!

    Ich würde mich freuen, wenn Sie mich für Fragen und Anregungen unter der Mail-Adresse robert.pleich [at] onlinehome.de kontaktieren.

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