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Elementi 05: Portraits aus der Welt der Musik

Christine Wullschleger - Die Musik ist wie ein geistiges, himmlisches Bad

Christine Wullschleger, Musikerin aus Erlenbach/ZH, über Ihr Schaffen und im Gespräch mit Trilogos.

“Die Musik ist wie ein geistiges, himmlisches Bad; die kranke Seele taucht, sich selbst verlierend, in den Strom der holden Töne unter, und tritt genesen und verklärt wieder hervor.” - Zschokke

Dieses Zitat steht für meine persönliche Vorliebe zur Musik, sei es als Zuhörerin, Interpretin, Dirigentin oder Instrumental-Lehrerin. Dabei gebe ich keiner der aufgezählten Aktivitäten den Vorzug. Die Mischung macht es aus. Die Rezeptur ist der Schlüssel zu meinem persönlichen Wohlbefinden – sie variiert je nach Stimmung.

Oft habe ich das Bedürfnis, ganz bestimmte Kompositionen zu spielen oder anzuhören. Die Klänge sind wie Fotos in mir gespeichert. Ein paar Takte Musik reichen, und mein persönliches Erinnerungsalbum öffnet sich. Diese Art von aktiven oder passiven Musizierens geniesse ich am liebsten allein. Ich lasse meine Seele baumeln.

Beim Dirigieren öffnet sich mir ein anderes Buch: Musik zu interpretieren und den Musikern den gewünschten Ausdruck zu vermitteln (Freude/Trauer, Leichtigkeit/Schwere, Ruhe/Sturm, um nur ein paar zu nennen) ist eine schöne Herausforderung. Wie der Maler Pinsel und Palette einsetzt, gebrauche ich die Partitur, den Taktstock und die Mimik. Allerdings brauche ich zum Dirigieren auch viel Selbstvertrauen und Mut, denn vor mir sitzen die Musiker, hinter mir das Publikum. Ich stelle meine Seele in den “Ring”. Wieder ein anderes Kapitel stellt das Unterrichten dar. Musik soll nicht nur die technisch möglichst perfekte Wiedergabe von Notenköpfen und -symbolen sein, sondern auch Ausdruck von Gefühlen und Stimmungen. Trifft man nebst ausgezeichneter Technik die vom Komponisten beabsichtigte Stimmung, gilt man gemeinhin als virtuos. Technische Perfektion und Virtuosität sind jedoch, Talent vorausgesetzt, eine Altersfrage. Dagegen kann “beseeltes” Musizieren schon bei den ersten erlernten Tönen einsetzen, wenn der Schüler lernt, seine ureigenen Gefühle und Stimmungen wahrzunehmen und umzusetzen. Dieser Teil des Unterrichts gefällt mir am besten. Ich zeige und teile meine Seele.

“Von allen Geräuschen stört mich die Musik am wenigsten.” – Samuel Johnsen

ELEMENTI: Musik kann regenerieren, aber auch heilen. Glauben Sie, dass es sich hierbei um einen rein psychologischen Prozess handelt, oder vermuten sie dahinter auch andere Kräfte?

CHRISTINE WULLSCHLEGER: Möglicherweise besitzen die Schwingungen (eine Verbindung der Tonschwingung mit den durch Gefühle oder Gedanken ausgelösten Schwingungen des Menschen) eine heilende Kraft auf Körper und Geist.

Wie erleben und spüren sie die Beseeltheit beim Musizieren des Schülers?

Das Musikinstrument zeigt schon mit seiner Bezeichnung, dass es lediglich ein Werkzeug ist. Es ist sozusagen der verlängerte Arm der Gefühlswelt. Zeigt ein Schüler seine Stimmung mittels seines Instrumentes, erreichen mich andere Schwingungen (intensiver, “farbiger”, sensitiver) als wenn das Instrument lediglich zum “Herunterleiern” der Noten dient. Dann nämlich spüre ich rein gar nichts. Die Töne erreichen nur meine Ohren, nicht aber meine anderen Sinne.

Glauben Sie, dass in der Kommunikation mit dem Schüler Ihre Intuition eine Rolle spielt?

Ich glaube meistens zu spüren, ob ein Schüler – vor allem bei Kindern – einen guten oder einen schlechten Tag hatte. Dadurch kann ich soweit entgegenkommen, dass eine schlechte Laune oder Traurigkeit für eine Weile durch die Musik gemildert wird, oder sich bestenfalls in Luft auflöst.

Hatten Sie schon einmal persönliche Erfahrungen , die Sie nachdenklich gemacht haben, hinsichtlich dem Vorhandensein von aussersinnlicher Wahrnehmung?

Während mehrerer Jahre hatte ich phasenweise fast täglich “zufällig” die Uhrzeit “22:22” auf unterschiedlichen Uhren an unterschiedlichen Orten gesehen, d.h. dass ich mich genau um diese Uhrzeit nach einer Uhr umgeschaut hatte. Als meine Mutter im Krankenhaus im Sterben lag, war ich bei ihr. Sie starb um 22.22 Uhr. In meiner kaufmännischen Erstausbildung interessierte sich ein freier Mitarbeiter für mich. Von Beginn an löste er bei mir das Gefühl von Angst und Bedrohung aus. Er tauchte öfters unvermittelt auf – z.B. vor der Gewerbeschule, im Getümmel des Hauptbahnhofs, an einem Volksfest, etc. – Sein Auftauchen spürte ich kurz im voraus, indem ich von einer eigenartigen Panik erfasst wurde. Mein Herz begann überlaut zu hämmern, ein mulmiges Gefühl breitete sich in meinem Bauch aus. Er kam in meine Gedanken und kurze Zeit später tauchte er auf.

Inwieweit glauben Sie, kann Musik ein Medium sein, Medialität zu erleben und zu entwickeln?

Bei geeigneter Musik – Klassik, sphärische Klänge, Minimal-Musik – können Verspannungen gelöst und die Empfänglichkeit für Medialität erhöht werden.

Was macht Ihrer Meinung nach die “Qualität” der Musik aus, damit sie den Hörer in Trance versetzt oder aber in einen Zustand, in dem dessen Geist aktiv und sensibel für aussersinnliche Wahrnehmung ist?

Wer möchte schon qualitativ schlechte Musik hören, geschweige den machen? Eine gute Intonation ist Grundvoraussetzung, um ungestörte und wohlklingende Schwingungen zu erzeugen. Eine präzise Rhythmik ist ebenfalls wichtig, da der Musik ansonsten der “Puls” abhanden kommt. Eine der Komposition angepasste Dynamik ist ebenfalls unerlässlich. Kommt dann noch ein toller musikalischer Ausdruck durch eben “beseeltes” Musizieren hinzu, so steht dem persönliche “Abheben” in andere Ebenen nichts entgegen. Ist die Musik hingegen derb, gefühllos, so lenken diese Miss-Schwingungen dermassen ab, dass sich in uns nicht nur die Ohren verschliessen möchten.

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