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Kolumne - August 2020

Die Spiritualität

„Lerne zu sehen, erkenne dass alles mit Allem verbunden ist“ -Eckhart Tolle-

Spiritualität, ein oft verwendeter Begriff, doch so ganz genau wissen wir als Menschen doch nicht, was es tatsächlich ist -oder doch?

Wenn wir uns mit etwas beschäftigen, das jenseits des Begreifens mit unseren 5 Sinnen liegt, so fühlen wir uns häufig recht hilflos. Wir haben uns offenbar in der Mehrheit daran gewöhnt, dass wir hier Experten zu Rate ziehen oder dass wir uns gerne an den ein oder anderen „Übersetzer“ wenden, der uns bei der Definition dessen behilflich ist, was wir vielleicht doch eher als ein seltsames inneres Ahnen darüber erleben, dass da noch mehr ist. Jedenfalls haben wir die Auseinandersetzung damit weitgehend nach aussen abgegeben. (Weiterlesen…)

Noch vor gar nicht allzu langer Zeit innerhalb unseres eigenen Lebens, war die Spiritualität relativ eindeutig eine Angelegenheit des Glaubens, den wir üblicherweise durch die Zuweisung zu einer Religionsgemeinschaft, meist gleich zu Beginn unseres Lebens automatisiert und in Anlehnung an die entsprechende Zugehörigkeit unserer Eltern, zugeordnet bekamen.

Im Religionsunterricht in der Schule dann, wurde uns das ein oder andere hierüber erklärt, neben dem, was wir über den Glauben in unserem Elternhaus mehr oder weniger dazu erfuhren, und je nachdem wie aktiv dieser dort gelebt wurde, oder auch in den meist noch regelmässig besuchten Gottesdiensten.

Vieles von dem was wir dort als Aussagen hörten oder in den Versuchen, das innere Gewahrsein in Worte zu fassen, blieb unbefriedigend und nährte unser Bedürfnis es kennenzulernen nicht, welches sich in einem Drang nach beständig weiterer Suche nach Antworten äußerte.

Vielmehr stellen wir fest, dass es viel eher der Austausch selbst ist, der uns zufrieden und erfüllt aus den Treffen mit Gemeinschaften von Menschen oder aus dem Umgang mit Tieren entlässt. Auch ein ausgedehnter Spaziergang, das aufmerksame Hören eines wunderbaren Musikstückes, die intensive Beschäftigung mit der Kunst, das lange Sitzen und schauen auf die Weiten des Meeres etwa, das Sein in der Natur überhaupt, gibt scheinbar etwas in uns, eine gewisse Art von Nahrung. Es braucht keine Worte darüber, im Gegenteil: Stille fördert diese tiefgründigen Zustände sogar sehr.

Wir erleben in solchen Momenten oder nach entsprechenden Erlebnissen Gefühle wie: wahres nachhaltiges Glück, ja Glückseligkeit, Zufriedenheit, innere Ruhe, Frieden und auch eine tiefe Dankbarkeit.

In solchen Begegnungen oder Erfahrungen scheint die Trennung zwischen Allen und Allem wie aufgehoben zu sein. Wir empfinden uns für Bruchteile von Zeitspannen mit allem verbunden. Nicht zuletzt kommt es uns auch oft so vor, als habe die Zeit dort eine andere Dimension erhalten; -sie scheint für uns stillzustehen, oder sie ist wie im Fluge vergangen, beides ist möglich. Jedoch hat sie ihren gleichförmigen Verlauf verlassen und sie spielte keine Rolle während unserem Erleben dessen.

Wenn wir lange Zeiten ausschließlich in Arbeit, Stress und reinem Funktionieren verbracht haben, so fühlen wir uns ausgelaugt und auch leer, obwohl es meist an gutem Essen oder sonstigen Ablenkungen oder schnellen Zerstreuungen nicht gefehlt hat. Vielleicht sind gerade in solchen Zeiten unsere beliebten Rauschmittel wie Kaffee, Tabak oder Alkohol über die Massen genossen worden, doch nach dem kurzen Rausch bleibt eben doch nur der Kater übrig.

Also gibt es wohl einen großen Unterschied zwischen dem, was wir als Spass erleben und uns an allen Ecken angeboten wird, und dem, was in uns einen wirklichen Eindruck hinterlässt, nämlich die tief empfundene Freude.

Nach diesen Beobachtungen dünkt es mich, dass etwas in und um uns ist, dass grenzenlos allgegenwärtig, alles durchdringend, allumfänglich und immerwährend zu sein scheint, aber keinen materiellen Körper besitzt, sondern geistiger Natur ist.

So möchte ich nun einen Blick darauf werfen, zu welchen Schlüssen die Theologen und Philosophen aller Zeiten gekommen sind zu diesem Phänomen, welches unter dem Begriff Spiritualität verlautbart wird.

Dazu nehmen wir hier erneut eine Anleihe an die lateinische Übersetzung, diese lautet: Spiritus = Hauch, Atem und im im altgriechischen = die Psyche.

Also gehen die Gelehrten der Zeiten davon aus, dass wir dieses Etwas im Zusammenhang mit der Seele zu betrachten haben. Der ganzheitliche Mensch, ein Wesen aus Körper, Geist und Seele. So mag es also stimmen, dass der Körper seine Nahrung aus Essen und Trinken bezieht, während die Seele in ihrer nicht-stofflichen Beschaffenheit ebenso genährt werden will und wie wir es bei genauerer Beobachtung festgestellt haben -auch genährt werden kann. Wir können also zur Erbauung ihrer selbst, aktiv etwas dazu beitragen, indem wir, wie zuvor erwähnt, ganz bewusst dem Schönen und Guten begegnen und es sogar suchen, damit dieser Vorgang von statten gehen kann. Dazu brauchen wir keinen besonderen Ort aufzusuchen und auch keine Uhrzeit festzulegen, es umgibt und durchdringt uns jederzeit.

Somit komme ich persönlich zu dem Schluss, dass diese aufgeführten und bewusst ausgeführten Begegnungen die Erfahrung der Ganzheit und somit die gelebte Spiritualität SIND. Besonders deutlich erlebbar wird dies im Angesicht der Stille. Spiritualität ist individuell aber auch Gemeinschaftserleben, ein sowohl als auch, ohne Anfang und ohne Ende.

Bereits gewohnheitsgemäss gebe ich Ihnen zum Abschluss meiner Kolumne zu Ihren eigenen Kontemplationen noch einige assoziative Begriffe mit in die nächsten Wochen:

Feinstofflichkeit / Transzendenz / Quelle / Schöpferkraft / Logos / reines Sein / Gott / Allah / Atman / Manitou / Mythologie / Schamanismus / Philosophische Lehre / Mystik / Hermetik / Gnosis / Religion / Theosophie / Anthroposophie-Steiner / Kabbala / unio mystica / Reinkarnation / Karma / Okkultismus / Esoterik / Spiritismus / Astrologie / Geistführer

Ich wünsche Ihnen viele schöne Stunden in innerer Ruhe und in der Begegnung mit Ihrer ganz eigenen Spiritualität.

Ihre

Reinhilde Burg

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