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Elementi 07: Irren ist menschlich

Eine Reihe von Robert Pleich

Eine der grössten Quellen für Irrtümer und Missverständnisse liegt im Gebrauch der Sprache selbst. Z.B. werden naturwissenschaftliche Begriffe wie Schwingungen, Energien und der berühmte Quantensprung mit alternativen Bedeutungen belegt und mit Vorliebe zum Ausdruck von Gefühlen und «inneren Wirklichkeiten» benutzt. Eine weitere wichtige sprachliche Irrtumsquelle ist die positive oder negative Bewertung von im Prinzip neutralen Begriffen.

Zum Beispiel erfordern die Begriffe Wandel, Veränderung und Entwicklung ein Fragen nach dem «wovon». Genauso wie Freiheit nicht an sich gut oder schlecht ist, solange man nicht zumindest preisgibt, wovon man frei ist (z. B.: frei von Skrupel, Krankheit, Hass, Besitztümern etc.). Aber auch Wandel bzw. Entwicklung ist nicht immer eine Veränderung zum Besseren, wie meist unterschwellig suggeriert wird. Diese «Neutral-Begriffe» bieten sich geradezu an, mit einer beliebigen ins Konzept passenden Bedeutung belegt zu werden.

In den USA sind Veränderungen grundsätzlich positiv belegt. Alles was neu ist, ist gerade wegen seiner Neuheit auch gut. Dabei wird nicht darauf geachtet, ob das Neue aus irgendeiner historischen Mottenkiste stammt. Von ihrer Existenz zu wissen oder gar ihren Inhalt zu kennen, wäre für viele Amerikaner unerträglich. «NEU» schreit es uns inzwischen auch von den Verpackungen in den Supermärkten entgegen.

Analoges gilt auch für den geistigen Supermarkt in der Esoterik: Uralte Traditionen werden aus dem Zusammenhang gerissen und als neue Entwicklungen angepriesen. Allerdings ist auch das krampfhafte Festhalten an Altem gefährlich. Paradoxerweise fällt in diese Kategorie der heute übliche Jugendwahn, der zu furchtbaren Nebenwirkungen in Form von intensiv genutzter Schönheitschirurgie führt. Natürliche Veränderungen des Körpers werden dabei als prinzipiell negativ bis hin zu krankhaft interpretiert.

Gerade im wichtigen Bereich Gesundheit/ Krankheit/Heilung blühen die Irrtümer und Fehleinschätzungen:

 

  • Symptome wie Husten und Fieber sind in der Regel gar keine Fehlfunktionen, sondern wichtige Abwehrmechanismen des Organismus.
  • Angstgefühle entstanden ursprünglich als Schutz vor gefährlichen Situationen, da sie zu Flucht- bzw. Vermeidungsverhalten führen. Zuwenig Angst (Hypophobie), veranlagungsbedingt oder durch Medikamente, führen zu lebensbedrohendem Eingehen von Risiken.
  • Die häufigsten Krankheiten unserer westlichen Zivilisation haben wir uns mit unserer Lebensweise selbst zuzuschreiben.

 

Die einfachen Regeln zum Vorbeugen (weniger Fett, viel Gemüse und täglich intensive körperliche Betätigung) werden gerne ignoriert. Die meisten Menschen wissen, was gut für sie ist. Warum leben sie dann so ungesund? Die Gründe stammen aus einer längst vergangenen Zeit. Wir haben ein Gehirn, das auf die Bewältigung einer ganz anderen Umwelt als der heutigen zugeschnitten ist. Lange Zeit waren Fett, Salz und Zucker rar und kostbar. Menschen, die diese bei Gelegenheit in Mengen konsumieren konnten, hatten höhere Überlebenschancen. Deshalb gieren wir heute immer noch nach diesen Nahrungsmittelkomponenten, die in den reichen Nationen alles andere als knapp sind. Die Ironie dabei ist, dass sich der Mensch lange Jahrtausende ein Schlaraffenland gewünscht hat, und nun muss er erkennen, dass sein Erfolg viele Krankheiten und unnötig frühen Tod verursacht.

Soviel zu den körperlich/psychisch/genetischen (Fehl-)- Entwicklungen. Wie sieht es nun mit der geistigen Entfaltung aus? Viele Menschen entscheiden sich dafür, ihre eigene geistige und spirituelle Weiterentwicklung (z. B. wegen eines konservativ denkenden Umfelds) geheim zu halten. Das reduziert einerseits die Gefahr, sich lächerlich zu machen. Andererseits führt mangelnde Kommunikation (oder Kommunikation ausschliesslich mit Gleichgesinnten) zu einer Art «innerer Logik», die prädestiniert für Irrtümer, Selbstisolation und sektiererisch- fanatisches Verhalten ist.

Ob man nun die eigene geistige Entwicklung an die grosse Glocke hängt, geheim hält oder dosiert bekannt gibt, ist letztendlich von der persönlichen Situation abhängig. Wichtig dabei ist, dass wir uns nicht durch die mit fremden Werten belasteten und vereinfachten Ausdrücke manipulieren lassen: Wandel = gut; Krankheit = schlecht; Spirituelles = gut; Lust = schlecht; Lebensfreude = gut usw. Aber ich kann mich ja irren...

Bei Fragen, Anregungen oder Einwänden würde ich mich über ein Kommentar sehr freuen!

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