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INDIVIDUATION - Aufbruch zum eigenen Selbst

TRILOGOS MONATSIMPULS | No 7

                                                  Man kann einen Menschen nichts lehren, 
                                                                           man kann ihm nur helfen,
                                                                    es in sich selbst zu entdecken.

                                                                                               Galileo Galilei

 



 

Liebe TRILOGOS Freunde,

die Sehnsucht nach Selbsterkenntnis scheint tief in unserem Wesen verwurzelt zu sein. Wir wollen uns begreifen, uns erfahren, uns selbst immer wiederfinden. In einer Welt, in der alles sich ändert, suchen wir nach Sicherheit und Halt in uns selbst und stellen doch nur fest, dass auch wir uns wandeln.

Das Wort Individualität in seiner Bedeutung des Einzelwesens mit seinen Besonderheiten, die es von anderen abheben, taucht erst im 18. Jhd. auf. Der Prozess der Individuation ist in unserem Kulturkreis ein recht junger und wurde häufig misstrauisch beäugt, wurde -und wird- er doch gern mit Egoismus verwechselt.

Wir erleben heutzutage den Luxus, die Suche nach dem eigenen Selbst frei zu gestalten, unabhängig von unserer sozialen Stellung, unserem Beruf oder unserem Geschlecht. Das bedeutet allerdings nicht, daß der Prozess heute leichter zu durchschreiten wäre!

Wir müssen diesen Weg selbst und innerlich ganz alleine gehen: trotz allgegenwärtiger Angebote rund um die vielen Kurse zu Selbsterkenntnis, Selbstfindung und Selbstwerdung, kann niemand uns die Innenschau, die Arbeit an uns selbst abnehmen. Niemand kann es FÜR uns machen.

Innere Prozesse benötigen Zeit und Raum. Die Entwicklung ist ein lebenslanger Prozess, ist Teil unseres Lebenssinns. Gleichzeitig erfahren wir Menschen uns in hohem Maße im Spiegel des anderen.         

Im Tun, im Handeln, aber auch im Nicht-Handeln stellen wir immer wieder fest, wo wir uns befinden. Es ist unser „Reality Check“ woran wir festzustellen vermögen, ob unsere Selbstwahrnehmung, die wir bezüglich unseres Entwicklungsstandes haben, im sozialen Außen standhält.

Es geht um das Erkenne Dich selbst. Dabei ist der Mensch ein Energiefeld aus Schwingungen unterschiedlicher Frequenzen, geprägt durch all seine Erfahrungen, Glaubensätzen und Handlungen. In diesem Energiefeld ist alles enthalten was uns ausmacht.

Uns Menschen fällt es daher äußerst schwer, das Gesamtbild, das große Ganze zu sehen. Wir blicken mit einem individuell entstandenen Filter auf die Welt. Dabei sind wir oft nicht in der Lage einen anderen Blickwinkel einzunehmen und halten an „unserer Realität“ fest und verteidigen unser Weltbild mit aller Vehemenz. Es ist der Stoff aus dem Kriege entstehen.

Ich möchte daher hier eine Geschichte aufzeigen, die uns nachdenklich stimmen soll:


DAS GLEICHNIS VOM ELEFANTEN

Einst rief ein Raja alle blind geborenen Männer seiner Stadt zu sich und holte einen Elefanten dazu.

Den Ersten ließ er das Bein des Elefanten untersuchen, der Zweite tastete den Stoßzahn,

Ein Dritter befühlte das Ohr, wieder ein anderer erkundete mit den Händen den Kopf, der Fünfte den Schwanz, der Sechste die Schwanzspitze, der Siebte den Rücken …

Jeder der Männer bekam nur einen Teil des Elefanten zu fassen.

Als die Männer ferti waren, forderte sie der Raja auf: „Nun sagt schon, ihr Blinden, was ist ein Elefant?“

Darauf sprach der Blinde, der das Bein begutachtet hatte: „Der Elefant ist wie eine Säule.“ Der Nächste, der das Ohr des Elefanten untersucht hatte, meinte: „Der Elefant ist wie ein geflochtener Korb.“ Der Blinde, der die Schwanzspitze betastet hatte, widersprach: „Der Elefant ist wie eine Bürste!“ …

Und so erzählte jeder dem Raja, wie der Elefant wirklich sei, und darüber gerieten die Männer derart in Streit, daß sie aufeinander losgingen.

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Quelle WEGWEISER Buch: INDIVIDUATION – unterwegs zu sich selbst und darüber hinaus,
von Linda Vera Roethlisberger. Seite 19-20.


Wir alle gleichen den Blinden, die jeder nur einen winzigen Teil der Wirklichkeit zu fassen bekommen und daraus ein ganzes Weltbild aufbauen und dieses verteidigen gegenüber Anderen.

Worum es bei der Individuation geht, ist, dass wir das Bild, das wir von uns selbst haben, durch Schritte der Selbsterkenntnis immer mehr erweitern. Dass wir bei diesem Prozess offen bleiben, uns nicht ein für alle Mal festlegen, sondern darum wissen, dass wir durch eine beständige Erweiterung der Kenntnis um unser SoSein uns und unser Bewußtsein immer weiter ausdehnen. Denn offenbar streben wir alle -und jeder auf seine ganz individuelle Weise- auf die Verschmelzung mit dem ALLEINSSEIN hin.

Als Ergebnis davon wiederum kommen wir in „ruhigere Fahrwasser“ des Lebens und sind nicht nur im Frieden mit uns selbst. Mehr noch können wir dadurch all die anderen Menschen besser verstehen und sie so sein lassen, wie sie sind und auch für deren Weltbilder Verständnis aufbringen. Das ist wirkliche Friedensarbeit, sie fängt in der Tat bei uns selbst an, indem wir uns auf den Weg machen, auf den Weg zu uns selbst.

Wir wünschen Ihnen, dass Sie mutig und voller Elan Ihren ganz eigenen Weg zu sich selbst beschreiten wollen.  

Mögen Ihnen auf Ihrem Individuations-Weg viele tiefgreifende Puzzle-Steine der Selbstfindung zuteil werden.

Reinhilde Burg
www.trilogos.ch

 


PS:  Hier finden Sie einen weiteren Blog Beitrag der Trilogos Stiftung zum Thema:  INDIVIDUATION der im Rahmen des gleichnamigen NEWSLETTERs im November 2020 veröffentlicht wurde und einige weitere Assoziationen bereithält.


 

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