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Elementi 20: Idee - Symbol - Wirklichkeit

Reihe von Michael Noah Weiss / Der Lichtträger

SYMBOL-Definition | Im Kontext der trilogischen Medialität

Luzifer, er war es, den Gott ins Reich der Hölle verbannte. Weil er in dessen Fußstapfen treten wollte, weil er zeigen wollte, dass er genauso viel Macht besitzt, wie der der ihn einst schuf. Wie wir wissen, schlug dieser Versuch fehl. Auf diese Weise entstand das Böse.

Eigentlich wirkt die Geschichte sehr einleuchtend: jemand der Größenwahnsinnig wird, wird irgendwann einmal fallen. Luzifer fiel tief. Das Universum der Polarität war geboren. Von da an gab es Gute und Schlechte, Fleißige und Faule, Schöne und Hässliche. In einer solch zweigeteilten Welt leben wir noch heute.

Aber man kann die Geschichte von Luzifer auch anders lesen, man kann sie als eine Geschichte der Wahrheit lesen und dabei sehen was passiert, wenn Wahrheit zu wörtlich genommen wird. Der Lichtträger ist vom Ursprung seines Namens her ja einer, der Hoffnung bringt, Erleuchtung oder Mut. Erinnern wir uns an dieser Stelle an diverse Darstellungen von Engeln: alle können auf eine gewisse Art als Lichtwesen beschrieben werden – mit ihnen wird eigentlich etwas gutes in Verbindung gebracht.

Luzifer war der oberste Engel, ihm war die Aufgabe zuteil den Namen Gottes in die Welt zu tragen. Er war dafür verantwortlich das Licht Gottes zum Strahlen zu bringen, es scheinen zu lassen. Heute würden wir wahrscheinlich sagen, Luzifer war ein Medium. Und hier beginnt folgendes Paradoxon:

Wenn uns etwas erscheint, dann scheint in dieser Erscheinung etwas durch, das nicht mit der Erscheinung selbst identisch ist, sondern quasi über sie hinausreicht. Wenn wir zum Beispiel alte Fotos ansehen, dann werden wir, teilweise wie durch einen geistigen Kanal hindurch, mit der heiligen Welt unserer Kindheit verbunden. Diese Welt scheint durch das Foto hindurch, durch das Foto könnte sie nicht scheinen.

Aber dieses Bild kann das, was es abbildet nicht einfangen: eine Freundin die dasselbe Foto sieht, das mich so an meine Kindheit erinnert, findet darin nicht diese heilige Welt wieder. Für sie sind es andere Fotos die dies vermögen. In ungefähr der Weise können wir uns auch sämtliche wissenschaftliche Versuche vorstellen, Gott zu beweisen. Ob Descartes, ob Hegel oder Kant, sie alle scheiterten genau an dem Punkt, an dem sie den logischen Kreis ihrer Argumentation schließen wollten: an dem Punkt quasi, an dem sie Gott in einem Foto für alle sichtbar machen wollten. Nun, einige sahen ihn darin sicher. Für andere aber, war von ihm keine Spur zu erkennen.

Um es in bezug zu Luzifer zu bringen: Gott ist in Luzifer zu erkennen, in der Erscheinung ist das Erscheinende zu sehen. Aber Gott ist nicht Luzifer, wie letzterer irrtümlicherweise glaubte. Das in der Erscheinung Erscheinende ist nicht die Erscheinung selbst – oder anders gesagt: Wahrheit kann nicht dingfest gemacht werden.

Bei Fragen, Anregungen oder Einwänden würde ich mich über ein E-Mail unter: weiss7 [at] gmx.at sehr freuen!

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